AWi Ich, die Maschine

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Florian Wüst

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: AWi

Credits: 3,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Veranstaltungsname:
Ich, die Maschine

Veranstaltungsbeschreibung:
In der 100-jährigen Geschichte des experimentellen Films haben Filmemacher*innen und Künstler*innen  immer wieder die materiellen Bedingungen ihres Mediums untersucht: Licht, Bewegung, der Filmstreifen aus Zelluloid, mit dem Aufkommen von Fernsehen und Video das elektronische Signal. Was als „abstrakter“ oder „absoluter Film“ begann, sollte ohne Narration und Wirklichkeitsbezug Emotionen evozieren und Sehgewohnheiten revolutionieren. Gleiches gilt für den Ton, dem sich durch die Möglichkeiten der elektronischen Musik neue Klangwelten eröffneten.

Technische Geräte und Apparaturen bringen mehr oder weniger automatisierte Abläufe mit sich –  sei es der das menschliche Auge übertreffende Mechanismus einer Kamera oder das Programm eines Computers. Letzteren beschreibt Gene Youngblood in seinem Buch „Expanded Cinema“ (1970) als die ultimative ästhetische Maschine: „Meißel, Pinsel und Leinwand sind passive Medien, während der Computer aktiv am kreativen Prozess teilnimmt.“

Youngblood definiert das Expanded Cinema der 1960er Jahre als die Transformation des experimentellen Films hin zu den neuen Medien Fernsehen, Video und Computerkunst. Eine zweite Strömung des Expanded Cinemas bezog sich auf die räumliche Erweiterung des Kinos, auf Mehrfachprojektionen und performative Aktionen, die, wie VALIE EXPORT in ihrem „TAPP und TASTKINO“ von 1968, so weit gingen, eine Kinoerfahrung zu produzieren, die ganz ohne Film auskommt. Durch die Idee von Film als eine taktile, direkte Erfahrung eignete sich EXPORT den Körper der Künstlerin als Ausdrucksmittel an und befreite gleichzeitig dessen Bild von der sozial vorgeschriebenen Rolle und der Objektivierung der Frau.

Mit einem Schwerpunkt auf Expanded Cinema und feministische Kunst spannt das Theorieseminar von Ich, die Maschine einen Bogen vom Advantgardekino der 1920er Jahre über den strukturellen Film und die Anfänge der Video- und Computerkunst bis zu den digitalen Medien, und befragt vor diesem Hintergrund das ambivalente Verhältnis zwischen Mensch und Maschine, welches dem heutigen künstlerischen Arbeiten mit zeitbasierten Medien einmal mehr zugrundeliegt. Neben der gemeinsamen Sichtung und Diskussion von Filmen werden verschiedene andere künstlerische Formate sowie technische Artefakte, Archiv- und Textmaterialien in die Betrachtung einbezogen. Die Geschichte der Kunst ist immer gleichzeitg eine Geschichte gesellschaftlicher und technischer Veränderungen.

Das Theorieseminar wird zusammen mit dem Ich, die Maschine-Praxisseminar (Integrierende Projekte ID.BA.IP.10, Link zur Lehrveranstaltung) von Beat Brogle angeboten, kann aber auch ohne Teilnahme am Praxisprojekt besucht werden.

Florian Wüst lebt und arbeitet als Filmkurator, Künstler und Verleger in Berlin. Er kuratiert Filmprogramme für internationale Kunstinstitutionen, Kinos und Festivals. Von 2016 bis 2020 war Wüst Film- und Videokurator der transmediale. Er ist Mitgründer der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt.

Zusätzliche Informationen:
Das Ich, die Maschine-Theorieseminar von Florian Wüst wird zusammen mit dem gleichnamigen Praxisseminar (Integrierende Projekte ID.BA.IP.10) von Beat Brogle angeboten.

Hinweis: Bei zu vielen Anmeldungen wird es ein Losverfahren am 08.04.2022 geben.

CP:
im Regelfall 3 CP

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
Es liegen keine Termine vor.
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende Pflicht
1. KuD Leistung ohne Termin Nein
Übersicht der Kurstermine
Lehrende
Florian Wüst