Lehrende: Prof. Raphael Sbrzesny
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: IntL.02
Unterrichtssprache: Deutsch
Veranstaltungsbeschreibung: Im Sommersemester möchte ich das Format One to One (konzipiert als intensiver Austausch und Besprechung individueller Studierendenprojekte) lose unter ein Oberthema stellen. In der aktuellen Situation stellen wir alle einen extremen Eingriff in unsere persönlichen Vorstellungen von Raum und Zeit fest, in dem beispielsweise privater Raum durch ein massives Onlineangebot und Aufforderung digital zu kommunizieren verschwindet. In verdichteter Form soll in einer bewussten Zuspitzung des Unterrichtsformates selbst dieser Kollaps aus Privatem und Öffentlichen Ausdruck finden: An 3 Terminen (Mai/Juni/Juli) werde ich für jeweils 24 Stunden für Einzelgespräche zur Verfügung stehen – jeweils in einem anderen, spezifischen Raum, um gemeinsam zu untersuchen, ob in einem Übergangsmoment aus Erschöpfung und Müdigkeit ein Potential zur Kreation neuen und anderen Denkens stecken kann. Isoliert im Homeoffice vollzieht sich ein Zusammenbruch der Trennung von Arbeit und privatem Raum. Das Phantasma der Entschleunigung (bedingt durch die Krise) welches teilweise in den sozialen Medien diskutiert wird, wird stattdessen erlebt als eine seltsame Dynamisierung des täglichen Lebens aus To dos, Überforderung bei gleichzeitigem Stillstand, Gefühlen von Verantwortung, großer Unsicherheit, Selbstkontrolle, Disziplinierung und Infarkt. Der Zwilling oder vielleicht Stiefbruder bzw. - schwester der Entschleunigung erscheint als Beschleunigung oder als ein seltsames Zu viel. Im Zentrum des Austausches stehen daher neben konkreten künstlerischen Projekten der einzelnen Teilnehmer*innen auch konkrete Sorgen, Fragen, Gedanken. Grundsätzlich gehe ich dabei davon aus, dass die Gabe des Teilens und des inszenierten, bewusst wie auf der Bühne eines Theaters gesteuerten gemeinsamen Sprechens, Medizin im Giftschrank der Isolierung sein kann. Zusätzlicher Resonanzraum und Ausgangspunkt der gemeinsamen Séancen (frz. „Sitzungen“) könnten auch die Thematiken aus Jonathan Crarys 24/7 Schlaflos im Spätkapitalismus, Byung Chul Hans Im Schwarm des Digitalen, Transparenzgesellschaft, Müdigkeitsgesellschaft und Topologie der Gewalt oder Kathrin Buschs Passivität sein . Interessierte melden sich in Artist an oder nehmen direkt Kontakt mit mir auf. Termine und technische Umsetzung werden noch bekanntgegeben. Ich bin per Email, Telefonisch und über Skype oder Microsoft Teams erreichbar. Selbstverständlich stehe ich auch für Anliegen der Studierenden zur Verfügung die sich außerhalb des Spannungsfeldes der hier angerissenen Fragestellungen und Gedanken befinden.
Zusätzliche Informationen: Individueller Unterricht und Arbeit an Projekten der Studierenden. In Absprache mit den jeweiligen Studiendekanen sind bei regelmäßiger Teilnahme, Zusammenarbeit und der Realisierung eines individuellen Projektes, welches durch die Professur für Kreation und Interpretation betreut wird, bis zu 4 CP anrechenbar.